von Gabriele Lohberg
Bodo Korsig, bekannt durch seine Skulpturen und großformatigen, mit der Straßenwalze gedruckten Holzschnitte, hat in den letzten zehn Jahren über dreißig Künstlerbücher mit Texten von europäischen, asiatischen und amerikanischen Autoren geschaffen.
Die Buchkunst von Bodo Korsig über Jahre hinweg zu verfolgen, heißt, an einer äußerst spannenden, variantenreichen Entwicklung teilzuhaben. Dabei balanciert das überraschende, innovative Zusammenspiel von Text und Bild auf hohem künstlerischen Niveau. Bodo Korsig sucht dabei die Herausforderung und Anregung durch Poesie und Prosa von europäischen, asiatischen und amerikanischen Autoren, von denen einige zu seinen Freunden zählen und deren sprachlichen Kraft er bewundert. Alle Autoren, seien es zum Beispiel Scardanelli, Paul Auster, Norbert Niemann oder John Ashbery haben eins gemeinsam: Sie verwenden eine Sprache, die emotionale Beteiligung provoziert und abstrakt genug ist, um eine bildliche Entsprechung in freier Form zuzulassen. Das Bezugssystem zwischen Text und Bild wirkt nicht nur in der Fläche einer Papierseite, sondern steigert sich im Format des Buches über Seiten hinweg, bildet Bildgruppen oder ein gemeinsames Ganzes in Form eines Leporellos. Beim Lesen stellt sich das seltsame Phänomen ein, die Worte niemals eindrücklicher gelesen und intuitiv-verstanden zu haben, als in diesem künstlerischen Zusammenhang der Bilder und Zeichen. Die schwarzen Hieroglyphen werden durch das Medium des Buches persönlich und intensiv in ihrer Aussage. Das Berühren der Bildseiten, das nahe Betrachten und Lesen – allein, vielleicht zu zweit – setzt eine kontemplative Atmosphäre voraus und lässt eine nahe Situation zwischen Betrachter und Buch entstehen. Dieser Kontakt kann so unmittelbar sein, weil es sich bei den Büchern um Originale, nicht um Reproduktionen handelt und wichtiger vielleicht noch, weil die einzelnen Faktoren des Buches sich nicht illustrierend verhalten. Jeder Bestandteil hat seinen eigenständigen Wert. Das Konzept des Buches, Layout, die Texte und Bilder steigern sich in ihrer Bedeutung gegenseitig und so sehr, dass beim Leser der Eindruck entsteht, die Worte niemals so gelesen zu haben, und die Bilder niemals so gesehen zu haben. Das intime Medium des Künstlerbuchs ist die Grundlage für den intensiven Zugang zu den Bedeutungen von Poesie, Bildern und Zeichen. Bodo Korsig verleiht jedem Buch seinen individuellen Charakter und ein stringentes Konzept. Jedes Exemplar ist ein künstlerisches Original in Schrift und Bild, so als sei es nur für den jeweiligen Rezepienten gemacht. Text und bildnerische Symbole sind im Layout zu einer korrespondierenden Bildsprache komprimiert und auf Wesentliches konzentriert, ohne dass jedoch – in der Regel – eine direkt identifizierbare inhaltliche Beziehung besteht. Dabei tritt eine Spannung auf zwischen der fest umrissenen Form von Schrift bzw. Bild und der Offenheit in der Interpretation. Diese Spannung bezeichnet ein Defizit an Verbindung, das den Betrachter zur eigenen Sinngebung, zur neuen Sichtweisen herausfordert.
Die Beziehung Bodo Korsigs zum Wort zeigt sich bereit in den Katalogen „Grenzwege“ oder „Fate“, in denen er Gedichte von verschiedenen Autoren neben seinen Werken abdruckt. Doch auch seine ungewöhnlich aussagereichen Bildtitel (“Remembrances”, “Confused state of mind”, “Where can I buy a new Brain?”, „Du sollst nicht…“, Kaltes Gehirn“) lassen auf eine besondere Wertschätzung des Worts in Relation zum Bild schließen. Korsigs Kataloge und Künstlerbücher sind von Anfang an zweisprachig: englisch/deutsch bzw. deutsch/englisch. Die Gründe dafür liegen vor allem darin, dass sein Lebensmittelpunkt immer dort liegt, wo er sich befindet, sei es in Trier, New York oder auf Reisen nach Neuseeland und in den Fernen Osten nach Japan und China. Die Fremdsprache englisch ist oft Ausgangspunkte für Ideen, Bildfindung, Titel und Texte. In New York arbeitete er im Studio von Garner Tullis und mit Literaten unter anderen wie Paul Auster, John Ashbery und John Yau zusammen, in Deutschland mit Scardanelli, Peter Wawerzinek und Norbert Niemann. Seine Bildtitel können in der englischen Sprache entstehen und sich im amerikanischen Zusammenhang durchaus andere Bildassoziationen ergeben, als in der anschließenden deutschen Übersetzung. „Battlefield“ ist so ein Beispiel, das als „Schlachtfeld“ im deutschen eine andere, eher geschichtliche Bedeutung annimmt, während die amerikanischen Schlachtfelder – wie im Irakkrieg – sehr gegenwärtig sind.
Die Entstehung und die Ausformulierung der Bücher ist unterschiedlich und richtet sich nach dem jeweiligen Ausgangsmaterial und Konzept. Die Basis des Leporellos „Yes – No“ z.B. ist weniger literarisch, sondern thematisiert die Aufteilung der Welt in eindeutige Entscheidungen und einfache Dualismen: schwarz – Weiss, weiblich – männlich, gut – böse, lebendig – tot, einfach-komplex. Diese provozierende Einfachheit des Faktischen wird durch die Mehrdeutigkeit der Bildzeichen aufs Anschaulichste unterlaufen. „Yes – No“
Bodo Korsig wurde in eine Zeit und ein Land hineingeboren, in denen es von besonderer Bedeutung war, sich für oder gegen etwas zu entscheiden, wobei die Konsequenzen absehbar, aber die Mechanismen und Hintergründe undurchschaubar waren. In dieser Zeit der Ost-West Blockbildung war man für oder gegen den Kommunismus, für oder gegen die Partei, für oder gegen sein eigenes Leben. Es waren Entscheidungen für oder gegen Anpassung, Gleichgültigkeit oder für die Gewalt, die mehr oder weniger friedliche Revolte. Und manchmal gab es wohl keine Zielrichtung und nur das Bedürfnis nach einfachen Emotionen, Freiheit, Freundschaft und Feinden, die es zu schlagen galt. Im nunmehr fast globalen Kapitalismus sind grundsätzliche Entscheidungsfragen nicht immer einfach zu finden. Nachdem die Blöcke sich aufgelöst haben, sind es nun andere Schurken, die zur Definition von Gut und Böse herhalten müssen. Und in einer demokratischen Industrienation zu leben gilt nicht länger als ein positives Vorzeichen vor einer, womit auch immer gefüllten, Klammer.
Eine Zuspitzung auf ein einfaches – „Ja oder nein“, „Er/Sie oder ich“, „Leben oder Tod“ wiederstrebt einem komplexen Denken, versucht dieses zu vermeiden. In seiner Kunst auch in seiner Buchkunst verbindet Bodo Korsig in überzeugender Weise grundlegende Fragestellungen mit vielschichtigen Zeichen und künstlerisch provozierenden mit dem vielschichtigen Prozess zur Konzeption und Herstellung eines Künstlerbuchs.
1998 entsteht das erste Holzschnitt-Künstlerbuch: Bodo Korsig und Scardanelli „Die neue Horde“ (Atelier buchkunst/Edition Balance, 1998 Trier/Erfurt, Aufl.25, 58×38 cm“, Fadenbindung, handgeschöpftes BLK, Rives-Bütten). Auf farbigem oder schwarz bedrucktem Bütten werden schwarze oder weiße Formen gelegt, die ebenso aus dem Holzstock geschnitten wurden, wie die Buchstaben des Textes. Dabei findet der wortgewaltige Gedichttext seine Entsprechung in der großzügigen Bildauffassung und den beeindruckenden Zeichen. Die nicht typisierte Schrift, kompakte Farbanlage sowie die individuellen Bildzeichen verleihen dem Buch insgesamt ein expressives Gesamtkonzept. Mit den ersten Worten aus „die neue Horde“ wird klar, dass die direkte Sprache keine Distanzierung des Lesers zulässt: „Wir kamen aus dem Unabwendbaren/wir fielen ein in das Land“. Rätselhaft ist die Poesie, rätselhaft sind die Bilder, deren Deutung offen angelegt ist, aber dennoch Assoziationen zur ausgeübten und erlittenen Aggression, Gewalt und den Tod nahe legen. Ein Jahr später dienten diese Buchseiten als Vorlage für monumentale Holzschnitte, die mit einer Straßenwalze gedruckt wurden (Abb.3).
2000/2001 erarbeitet Bodo Korsig ein neues Künstlerbuch mit einem bislang unveröffentlichten Gedicht des amerikanischen Literaten John Ashbery. Das Zusammentreffen dieser beiden Künstler stellt sich als großer Glückfall heraus. Das abstrakte Gedicht „Closer“ verwendet zum Teil ungewöhnliche Sprache. Einzelne Satzfolgen scheinen einen Sinn zu ergeben, aber ein logischer, aufeinander aufbauender Zusammenhang ist nicht ersichtlich. Erst bei einem Blick über die Zeilen hinweg, finden sich motivische Entsprechungen z.B. in der Atmosphäre von Elend und Wertlosigkeit: „Scraps return“ (Fetzen kommen zurück), „Then one picks at the remains“ (Dann stochert man in den Überresten), „Yesterdays awning collapses“ (Die Markise von gestern stürzt ein). Die Worte rufen surreale Bilder des Untergangs oder der Vergänglichkeit hervor. Hinzu kommen Fragmente von unmittelbar Dinglichem, von körperlicher Energie: „The log breathes, inspired“ (Der Scheit atmet, inspiriert) oder Redewendungen in fast komischer Verzweiflung: „ Why dont I take my own advice?“ (Warum höre ich nicht auf mich selbst?), „We can´t get away. It´s the sale today“ (Wir können nicht weglaufen./Heute ist der Ausverkauf). Nach einer Phase, in der sich Bodo Korsig intensiv mit dem Text, der für sein Buch ausgewählt wurde, intensiv auseinandersetzt, beginnt er mit dem Layout des Buches. In diesem Fall entscheidet er sich wieder für den Holzschnitt. Die Bildzeichen werden aus dem Holzstock herausgeschnitten und auf schwarz bedruckten Papier wird einfarbig – jede Doppelseite in einer anderen Farbe – gedruckt. So erscheinen die Bildanteile im Negativdruck schwarz. Die Schrift ist typisiert und wird im Bleisatz auf die Bildfläche platziert. In den Bildern greift Bodo Korsig Elemente auf, die er in den enkaustischen Bildern, wie sie im Katalog „Fate“ veröffentlicht sind, entwickelt hat. Es sind Bilder, die Strukturen, Zellen, Reihungen, zum Thema haben und an Keimzellen des Lebens, Formen von Bakterien – gut- oder bösartigen. Zum Teil sind die Elemente und Figuren mit Linien mit dem Bildrand verbunden. Mit den dünnen, unregelmäßigen Linien wird die strenge Abgrenzung der schwarzen Formen verlassen, die sich so über das gesamte Blatt spannen und eine Richtung in die Komposition bringen. Neben den Zell-Formen verwendet Korsig Formen, die menschliche Körperformen aufnehmen – also nicht einen Blick auf die innere Struktur der Zellen werfen, sondern den von außen auf den gesamten Körper. Durch die Abstraktion werden mehr Anmutungen, Ahnungen von Befindlichkeiten angedeutet, als konkrete Personen. So werden diese prägnanten Schattenfiguren ideale Projektionsflächen für Assoziationen des Betrachters. Eigentlich nicht mehr als eine von Farbe umgrenzte schwarze Fläche, fordern sie als singuläre Form, die ganze Aufmerksamkeit und nehmen Bezug zum Text auf: „I´m satisfied after all.“ Inspiriert zur weiteren Identifikation mit der dargestellten, anonymen Figur. Durch die Präzision und Offenheit, das Erinnern an etwas, was sich bei Betrachten schon verändert, die Gleichzeitigkeit von Zweifel, Verneinung, Sicherheit und völliger Unkenntnis, dem Verschieben von Perspektive bei völliger Abwesenheit von Körper und Raum, alles dies vereinigt Poesie und Bild. Die verknappte Bildsprache findet ihre direkte Entsprechung im Medium des Gedichts. Auf diese Weise ist ein Buch von eindrücklicher Kraft, und einer großen Verdichtung von Bild und Sprache entstanden.
Die Kooperation IN 2004 mit Norbert Niemann brachte ein Buch hervor, in dem der größere Anteil des Textes zu einem bedeutenderen, eigenständigen Bestandteil der Seitengestaltung wurde. Die Kurzprosa dominiert zwar nicht, beansprucht aber mehr Raum. „Hinweg“ inspirierte Bodo Korsig, u.a. dazu, sich bildnerisch mit Richtungen, Bewegung, Dynamik, Statik als Basis von Existenz zu beschäftigen. Die Formerfindungen beziehen sich mittelbar, in einzelnen Bildern illustrierend auf die lautmalerischen Worte und den bildhaften Inhalt des Textes. „ Die Konzeption von Text und Bild war in diesem Fall sehr komplex, wirklich eine neue Herausforderung“, so Bodo Korsig* zur Vorbereitung des Buches. „Mir ist es wichtig, dass der Text, sei es Poesie oder Prosa, vom Autor handgeschrieben wird. Es gibt bis jetzt über 30 Kooperationen mit Literaten und das von den Autoren handgeschriebene Originalbuch, bildet für mich persönlich nochmals eine sehr besondere Ebene, ein Archiv der Zeit – auch in Bezug auf meine Arbeit. Zur Vorbereitung eines Buches beschäftige ich mich sehr lange mit dem Inhalt, und mit dem, was Text und Schriftbild mir bedeuten“. Durch die Umsetzung in Bilder, entwickelt sich eine Eigendynamik, die zu unvorhergesehenen, unerwarteten Ergebnissen führt „ Für den Autor ist es natürlich eine Vertrauenssache, mir die Interpretation des Textes zu überlassen. Die ungewisse Frage: Was passiert mit dem Text ? bringt Spannung und Adrenalin in die Beziehung. Wenn es mir dann gelingt, etwas Neues, Unverhofftes zu schaffen, was auch den Autor staunen lässt, sind das große Augenblicke des Glücks!“
Ein Aspekt bei der Beschäftigung mit dem Medium Buch, die haptischen Wahrnehmung. „Ein Buch bietet Sinnlichkeit. Und ein Künstlerbuch in besonderem Maße. Der ausgesuchte Einband, handgeschöpftes Papier, der Geruch von Farbe, das weckt die Neugier mit allen Sinnen“ (Bodo Korsig). Eine weitere Grundbedingung beim Durchblättern, Lesen eines Buch, ist das Erleben und Durchschreiten von Zeit. Von Seite zu Seite erschließen sich Texte und Bilder nacheinander. „Natürlich konzipiere ich ein Bildprogramm für das gesamte Buch, das oft aber nur konzeptionell erkennbar wird. In „Pulse“ wird das auch direkt sichtbar. In diesem Buch arbeitete ich nach dem Prinzip des Leporellos, wobei sich jedes Bild über die Seitenränder hinweg, auf die nächste Doppelseite hin verzahnt. Hierfür entwickelte ich ein bildnerisches Thema – mit Variationen“.
(„Pulse“, 2007, artist’s Book by Bodo Korsig and author Paul Auster
Edition 30 Paperstudio Rheinbach Germany)
Bodo Korsig entschied sich für ein Verfahren der Papierherstellung, das es ermöglicht, die Bilder als schwarz eingefärbtes Papier in die Gesamtmasse des handgeschöpften Büttens einzubringen. So verschmelzen die Bildelemente mit dem Material. Der Text wurde im Bleisatz und mit roter Farbe gedruckt. In allen Buchprojekten arbeitete Bodo Korsig mit ausgewählten grafischen Werkstätten, Papierwerkstätten, Buchbindern und Produzenten zusammen, um so seine Inspiration, seine Ideen entsprechend umsetzen zu können.
Mit dem Gedicht „Pulse“ (Übers.: „Pulsschlag“, „Rhythmus“) des amerikanischen Literaten Paul Auster wählte Korsig einen idealen Partner für das Thema der Entwicklung des Lebens in der Zeit. Auster wagt in einer philosophischen Sprache, einen fast ein wenig romantischen Natur-Leben-Vergleich. Der „Zeit“ wird mit lyrischen Zeilen wie „Automn: a single leaf/ eaten by light: and the green/gaze of green upon us“, nachgespürt. Vergänglichkeit, individuell erlebte Zeit, Begrenzung des Lebens und das Einbetten der menschlichen Existenz in die Natur, sind nur wenige Assoziationen zu Text und Bildern. „ Wenn ich ein Buch vorbereite oder realisiere, so ist das sehr zeitaufwändig. Ich mache das auch, um einen Gegenpol zu dem manchmal unkontrollierten oder besser: unbewusst hohen Tempo in meinem Leben und zur Schnelllebigkeit der Zeit zu haben. Bei Filmen oder beim Video ist eine Beeinflussung der Zeit und der Bilder nicht möglich. Bücher können den linearen Verlauf der Zeit aufheben. Beim Blättern und Lesen habe ich das Gefühl, in der Zeit spazieren zugehen“ (B. Korsig). Die abgegrenzten Zellstrukturen können als statische, unperspektivisch-schwarze Bildelemente gesehen werden, jedoch impliziert ihre Formgebung (z.B. als Tropfen) und die Anbindung an die Bildränder eine langsame Bewegung. Wie unter einem Mikroskop zeigen sich langsam verändernde Einheiten des Lebens. Dabei ist es nicht deutlich, ob die Zellstrukturen auf eine Zellteilung, Zellvermehrung hinweisen, die für den Menschen gut- oder bösartig sind. Im Labor werden in der Kulturschale Cilien, Geißeln und Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellenuntersucht. Es wäre absurd davon auszugehen, die Zellen würden eine moralische Wertung a priori in sich tragen, würden eine gute oder böse Absicht verfolgen. Sie können nur das tun, wozu sie geschaffen wurden und was die Grundbedingung für Leben ist: die Sicherung der eigenen Art. Nicht allein naturwissenschaftliches Interesse bewegte Bodo Korsig, sich mit den existenziellen Konditionen von Leben zu beschäftigt. „Wozu ist der Mensch in der Lage? Was treibt ihn an? Wo ist sein Kraftwerk, der Sitz des Lebens? Wie entstehen moralische Werte? Warum werden sie ignoriert? Ist Gut oder Böse eine Frage der Biochemie? Ist der Mensch wirklich in der Lage, sich zu entscheiden? Meine Bilder sind vielleicht Anlass für diese zeitbezogenen Fragen, aber eigentlich sind sie auf Zeitlosigkeit angelegt. Die Fragen erhalten ihre Aktualität durch den Betrachter. Jeder empfindet Bilder anders, wie wir auch Kälte, Wärme jeweils anders empfinden. In Filmen gruselt sich jemand vor einer Szene, der nächste lacht darüber, weil die Bilder in uns gewisse Erinnerungen ansprechen, obwohl diese nichts mit dem Gesehenen zu tun haben. Wenn meine Bilder emotionale Bewegung auslösen, so ist ein ganz wichtiger Sinn meiner Arbeit erfüllt“. Es ist unmöglich, von den Bildern, Texten, Büchern nicht bewegt zu werden. Yes – No
*Auszüge aus einem Interview der Autorin mit Bodo Korsig in der Europäischen Kunstakademie in Trier am 13. Januar 2008